Text: Philippe Chanton
Photos: Serge Schnidrig, Philippe Chanton
Tourenbericht Rotondo von Priska erschienen im "Der Bund" (14.4.07)
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16 auserwählte
Mitglieder der JO-SAC Zaniglas machten sich am letzten
März-Frontag des Jahres 2007 in aller Frühe auf den
Weg ins ferne Ürnerland.
Durch die vielen Dörfer und Weiler des langen Goms und
anschliessend durch das
dunkle Furka-Loch erreichten die Wagemutigen letztendlich Realp, den
Ausgangspunkt der diesjährigen Tourentage im Rotondo-Gebiet.
Erster Tatort: Realp
– Aufstieg zur Rotondo-Hütte
Unter der
Führung unseres Leithammels Jan und unter ständiger
Beobachtung von feindlichen Helikoptern, welche über unseren
Köpfen
herumschwirrten, erreichten wir nach 3.5 stündigem Aufstieg
unser Basislager
die Rotondo-Hütte. Die 2 Hüttenwartinen Claudia und
Priska mussten bei der Anmeldung
unserer Truppe schon Böses geahnt haben – der
gefährliche Hüttenhund Nora
erwartete uns schon bellend vor der Hütte und fand in Jonas
schon das erste
Opfer. Rund um die Hütte patroullierten fremd gekleidete
Soldaten in grünen,
roten und gelben Uniformen – alle paar Minuten landete ein
Armeehelikopter bei
der Hütte – wir befanden uns definitiv im
Kampfgebiet! Um
uns gegen etwelche Attacken von wild gewordenen Lawinen befreien zu
können, setzten wir kurzerhand eine
Lawinen-Rettungs-Übung ein. Unter ständiger
Observation der „feindlichen Trachtengruppe“
übten wir das Suchen von
Verschütteten sowie das Werfen mit unseren Lanzen oder auch
Sondierstangen
genannt. Nachdem uns die Küchenmannschaft der
Rotondo-Hütte vortrefflich
verpflegt hatte, planten wir unsere Einsätze der
nächsten Tage. Verschiedene
Attack-Varianten auf die umliegenden Gipfel wurden studiert und
ausgearbeitet –
wir waren auf alle Eventualitäten vorbereitet!
Zweiter Tatort: Pizzo Lucendro
(Code-Name Piz Lukrezia)
Spätestens am Freitag morgen wussten wir,
dass die Wetterpropheten auch
nicht zu unseren Alliierten gehörten. Trotz ständigen
Schlechtwetter-Prognosen
der Meteorologen präsentierte sich das Rotondo-Gebiet im
schönsten Sonnenschein.
Also beschlossen wir den heutigen Tag zu nutzen und den Pizzo Lucendro
zu
erorbern. Auf der Schattenseite pirschten wir uns nun unter der
Führung von
Spurmeister Serge an den 2962 Meter hohen Berg heran. Weder das steile
Couloir
vor dem Übergang in den Kanton Tessin noch der
stürmische Schlussgrat konnte
uns vor der Eroberung dieses mit Kreuz und Wetterstation
bestückten Berges
hindern. Dank ausgefeilten Spitzkehrtechniken und einem
unbändigen Siegeswillen
gegen Sturm, Schnee und Kälte wurde das Bezwingen dieses
Berges mit einem
schnellen Gipfelphoto besiegelt. Ein erster Sieg war unser! Nun galt es
auch
noch den steilen Nord-Westhang zu bezwingen. Dicke Nebelschwaden
verhinderten,
dass wir allzu viel von dieser steilen Wand mitbekamen oder dass
feindliche
Tourengänger unser Vorhaben beobachten konnten. Meter um
Meter, mit Hilfe von
Seil und Karte eroberten wir nun diese letzte Bastion und entjungferten
die
darunter liegenden Hänge mit unseren schönsten
Schwüngen. Zum Glück bescherten
uns einige kleinere Umfaller einen feuchtfröhlichen
Tagesausklang in der
Rotondohütte (Der Williams-Liqueur isch apa güete
gsi!). Unsere Unterkunft
musste jedoch zuerst wieder erlaufen werden – jedenfalls
wurde dieser Aufstieg
durch die von Jan und Philippe gewählte steile Kampflinie noch
zu einem echten
Gratmesser was Spitzkehren und Schräghanglaufen anbelangte.
Dritter
Tatort: Das grosse und kleine Leckihorn
Und wieder haben uns die Meteorologen reingelegt!
Ausserdem fielen wir auch
noch auf eine Russenfinte rein und liess uns 1 Stunde länger
schlafen, welche
uns schlussendlich an schönem Wetter kostete. Heute peilten
wir sogar zwei
Gipfelstürme gleichzeitig an: die Elitetruppe zuerst das
grosse Leckihorn und
die Reservetruppe das kleine Leckihorn. Beide buchten grosse Erfolge in
ihren
Vorhaben und konnten bei der Abfahrt erst noch von frisch verschneiten
Pulverhängen profitieren. Die ganzen Hänge unterhalb
der Leckihörner waren nun
durch unsere Spuren markiert. Durch den Zeitverlust am Morgen holte uns
schon
bald der aufkommende Nebel ein, was uns zurück in unser
Basislager zwang. Die
grossen Erfolge der letzten Tage durften nun eindrücklich
begossen werden –
dabei musste die Rotondo-Hütte den Beweis antreten, dass sie
eine Walliser
SAC-Sektion beherbergen kann. Obwohl die Üstricheta erst im
Mai stattfinden
wird, leerte sich der Keller am Ende dieses langen Abends bereits
bedenklich. Die
Toilette spielte hierbei auch eine wichtige Rolle, nämlich als
Vorwand sich am
Kompanieabend anzuschliessen (gäll Thomi) oder sich davon zu
verabschieden
(gäll Petschi). Für Unterhaltung an diesem
feuchtfröhlichen Abend sorgten nicht
zuletzt der Pink Panter mit seinen modischen Pants, aber auch die
ungläubigen
Blicke der anderen Gäste. Die Nachtruhe begann für
einige sehr spät und mit
lautem Gepolter, was uns auch am nächsten Tag wieder einige
böse Blicke
bescherte.
Vierter Tatort: Passo Rotondo
– Abfahrt ins Tessin
Die Hüttenwartin staunte nicht schlecht, als
sie am Sonntag Morgen einen
überhäuften Tisch mit leeren Flaschen und
Büchsen vorfand. Das Kampfsaufen
hinterliess jedoch auch einige Spuren bei unseren Soldaten –
so richtige
Motivation einen neuen Gipfel in Angriff zu nehmen war nicht bei allen
festzustellen. Unsere letzte Mission begann nun mit dem Aufstieg zum
Witenwasserenpass und dem anschliessenden Erreichen des Passo Rotondo.
Nebelschwaden begleiteten uns während diesem Gang und liessen
die einzelnen
Sonnenstrahlen nur einzeln auf die wunderschöne
Gebirgslandschaft
durchscheinen. Die Zwischenabfahrten hatten es heute in sich
– unsere Leute
schossen sich zum Teil gegenseitig ab – jedenfalls waren die
Stürze an diesem
Tag um einiges zahlreicher – die Strapazen der letzten Tage
hatten doch ihre
Spuren hinterlassen! Auf dem Passo Rotondo mussten wir uns entscheiden
zwischen
dem Pizzo Rotondo, der Abfahrt ins Goms oder der Abfahrt ins
Bedrettotal. Nach
längerer Diskussion und auf Druck der aufsteigenden
Nebelschwaden entschieden
wir uns uns für die Abfahrt ins Tessin. Dies wurde noch einmal
zu einer
Härteprüfung, vor allem für unseren
Fährtensucher Jan, welcher die Karte jedoch
ausgezeichnet zu lesen wusste und die enge Passage zur Capanna
Piansecco im
dicksten Nebel auf Anhieb fand. Die feurige Tessinerin in der Cabanna
Piansecco
servierte uns nicht weniger feurige Spaghetti, was einige von uns zu
enormen
Schweissausbrüchen zwang. Der Vino bianco und rosso schmeckte
auch in dieser
Hütte ausgezeichnet – die anschliessende
Schlussabfahrt im schweren Nassschnee
nach All’Aqua wurde dadurch zum Kinderspiel. An der
Nufenenpassstrasse fanden
wir auch einen Bus, welcher uns via den Gotthardtunnel zurück
nach Realp in die
Sonne transportierte.
Unser
Einsatz in den 3 Kantonen Uri, Tessin und Wallis endete somit wieder
vor dem
Furkatunnel – die 16 Teilnehmer wurden wieder ins Zivilleben
entlassen. Eine
rundum zufriedene Truppe freute sich wieder in bequemere Schuhe
wechseln zu
können und vor allem auf eine warme Dusche zu Hause. Alle
Teilnehmer bedanken
sich bei unserem Bergführer Jan sowie unserem Aspirant Jonas
für die 4 schönen
Tage im Rotondogebiet – wir alle hoffen auf neue Abenteuer im
nächsten Jahr!
Und das waren die 16 Wagemutigen:
Die Offiziere: Jan, Jonas
Die Korpis: Serge, Damian, Jean-Paul, Thomas
Der Fourier: Nicole
Der Feldprediger: Hannes
Die Sanitäter: Myriam, Rita
Der Nachrichtensoldat: Priska
Die Grenis: Peter, Stefan, Beat, Marcel
Der Paparazzi: Philippe
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