Klettertourentage 2014
Geplant waren schöne und abwechslungsreiche alpine Touren im Furkagebiet. Der anhaltende Dauerregen hat uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nichts desto trotz hat Angelo mit Denis ein Alternativprogramm auf die Beine gestellt, das uns ebenso viel Freude gemacht hat.
In der gesamten Schweiz ausser in der Südschweiz war Regen angesagt, im Hochgebirge Schnee, so blieb uns nur noch ab in den Süden in die Ossola Täler. Einen Tag später als geplant, finden wir in Premio im Valle Formazza ein paar Klettergärten, die nach kurzem Inspizieren eher den Klettercracks als ein paar Alpinisten gehören. Wir finden dann aber nach einer längeren Suche doch noch eine Stelle mit Routen ab 5a. Der SAC Zaniglas lässt sich ja nicht einschüchtern und so klettern wir fleissig die Routen sogar mit den groben Schuhen. Wir haben eine Felsgruppe für uns allein, schön im Schatten von Bäumen, hoch über dem Tal.
Einige versuchen sich sogar in 6er
Routen und so verging der erste Nachmittag im Flug und
alle hatten ein Erfolgserlebnis. Zwischendurch wurde
die Unterkunft in der Alpe Devero organisiert. So
kurzfristig war das gar nicht so einfach. Aber es hat
geklappt.
Auf der Alpe Devero müssen wir zu
Fuss noch ein paar hundert Meter laufen, um in unsere
Pension da Lanca zu kommen. Der Empfang war etwas
nüchtern, doch die Zimmer sehr gemütlich und bequem. Wir
sorgen aber in Kürze für Gemütlichkeit, indem wir Bier
und Wein bestellen und dem etwas stieren Restaurant
etwas Leben einhauchen. Zum Essen gesellen sich dann
doch noch ein paar Leute zu uns und die Bude fängt an zu
leben.
Das Essen ist reichhaltig und so
richtig grosszügig italienisch. Hungrig geht hier
niemand vom Tisch. Serge, der schon sehnsüchtig auf
seine Myriam wartet, will schon das Empfangskomitee im
Dorf machen, so erfährt er, dass sie mit Elsbeth
zusammen bis zuhinterst ins Val Formazza gefahren ist
und die Abzweigung Devero verpasst hat. So kamen die
zwei dann erst sehr spät an, aber nicht zu spät für die
letzte Runde Genepi.
Für den zweiten Tag haben wir uns
die 2888 m hohe Punta della Rossa vorgenommen. Diese
markante Spitze haben wir im Winter auf der Tourenwoche
vor lauter Hasen und Scherbadung gar nicht beachtet.
Auch den Geisspfad lassen wir nicht aus. Doch diesmal
nehmen wir die Leitern und sehen eine völlig veränderte
Landschaft. Im Winter liegt da so viel Schnee, dass
viele grosse Felsblöcke einfach im Schnee versunken, gar
nicht sichtbar sind, Erst jetzt sehen wir sie, wie ein
Trümmerfeld auf einem Mondkrater. Da müssen wir durch
und auch noch weiter hoch. Eine Wandergruppe, die wir
kreuzen, meint, ob wir lebensmüde seien, da hoch zu
klettern. Ja ein bisschen verrückt sind wir ja schon,
aber sicher nicht lebensmüde.
Nach den Felsblöcken steigen wir
noch ein paar Meter steil die Flanken der Punta della
Rossa hoch bis wir den eigentlichen Einstieg in die
Kletterroute gefunden haben. Es sind schon 2.5 Stunden
vergangen. Wir verstauen das wichtigste im Rucksack und
lassen möglichst viel im Depot zurück. Trotzdem brauchen
wir etwas Warmes denn das Wetter kann jederzeit umkippen
und auf dieser Höhe heisst das dann sofort Kälte.
Die
Route ist zum Teil recht schwierig. Einerseits, weil es
nass war, andererseits, weil wir uns über Kanten
hochhangeln mussten ohne Tritt noch Griff zu haben. Da
kam mir dann doch ab und zu ein Express zu Hilfe. Nicole
und Elsbeth hatten eine super Route gewählt. Für Elsbeth
ein Kaltstart gleich als erste Route eine 6a. Aber wir
sind uns das gewohnt, dass Elsbeth das einfach meistert
unter der professionellen Anleitung von Nicole. Nicht
schlecht, wir waren alle schwer beeindruckt.
Wir anderen meinten, eine etwas
leichtere Route gefunden zu haben. Doch die hatte ein
paar ganz fiese 6er Stellen. Wir kämpften uns über die
glitschigen Kanten. Serge war alles andere als amused.
Er der ja wirklich überall durch kommt, zeigte nicht
wirklich Begeisterung. Wir alle hatten ganz andere
Routen erwartet und mit dem Regen wurde es nicht besser.
So brachen wir dann praktisch kurz vor Ende die Übung ab
und gingen ans Abseilen. Das dauerte dann doch eine
Weile. Die bittere Bilanz, für ein paar Seillängen
waren wir insgesamt 10.5 Stunden unterwegs. Aber
trotzdem war es eine schöne Tour. Wir haben wieder viele
Erfahrungen gesammelt, schöne Passsagen geklettert und
viele schöne Blumen gesehen.
Am zweiten Abend waren wir in einer
neuen Pension einquartiert. So brachten wir alles
Material wieder zu unseren Autos, packten alles ein, was
wir für die Übernachtung brauchten und gingen dann in
die Pension Fattorini, wo wir uns zuerst eine ausgiebige
Dusche gönnten. Danach war ein gemütlicher Apéro
angesagt. Diese Pension war so schön und familiär mit
einer Nonna, die sich so richtig um ihre Gäste kümmerte.
Anstatt Katzen war ein Hund da. Wir alle waren hungrig,
so stürzten wir uns auf die Pommes Chips beim Apéro. Als
Vorspeise gab es einen legendären weissen Risotto.
Einfach Hammer. Dann erst kam nach einem Salat die
Hauptspeise, So dass wir für das Dessert fast keinen
Platz mehr hatten, aber aus lauter Gluscht diesen auch
noch hinunter würgten. Ein paar Genepis und Grappas werden
ja beim Verdauen helfen.
Am letzten Tag wollten wir bei
Zeiten aufstehen, damit wir noch bei gutem Wetter etwas
klettern können. Groveo entpuppte sich als nicht ideal,
da es über Nacht wieder geregnet hatte. So entschieden
wir uns, nach Gondo zu fahren und an der Ruduwand zu
klettern. Nur ein paar Seillängen im unteren
Schwierigkeitsgrad. So hatte ich es zumindest verstanden.
Es kam anders.
Wir starten in Gondo, eine 300 m
hohe Gneiswand, äusserst steil. Auch hier müssen wir
kurz die Einstiegstelle durch Dickicht suchen und
beginnen mit einer glitschigen vermoosten Platte. Schon
ab der zweiten Seillänge kommt es dann aber so richtig
schön. Anspruchsvolle Kletterei mit ein paar richtig
schwierigen Stellen, die auch im Nachstieg ganz schön
knackig waren. Doch genial, wenn man es geschafft hat.
Im Laufe der Kletterei verteilen sich die Seilschaften
an der Wand und man hört nur immer wieder mal das
Zurufen oder das markdurchdringende Schreien von Serge,
Myyriam, Stand! Die letzte Seillänge liessen wir dann
aus, weil der letzte Stand so rostig war, dass wir ihm
kein Vertrauen schenkten. Wir seilten uns bis zu einem
Felsband ab, von wo wir an einem Stahlseil entlang bis
zu unserer Einstiegstelle absteigen konnten. Dieser
Klettertag war das Tüpfelchen auf dem i und die
schwierigste Stelle war immerhin eine 6c+. Zufrieden
aber auch müde und hungrig haben wir uns dann im Hotel
Fletschhorn in Simplon Dorf währschaft verwöhnen lassen.
Eine coole ad hoc organisierte Tourenwoche mit vielen Abwechslungen und tollen Klettereien. Herzlichen Dank Angelo und Denis.