2-Tages-Wanderung zur Alpe Veglia
O sole mio con
prosciutto e vino (27. / 28. Oktober 2014)
Lange haben wir
auf ein sonnendurchflutetes Wochenende gewartet – dank
dem Altweibersommer wurde es Ende September Tatsache.
Allem Anschein nach benötigte es dazu ein
Wanderwochenende im Grenzgebiet zu Italien, organisiert
von Priska. Sie hatte die nötigen Connections nicht nur
zu San Pietro, sondern auch zu den lokalen Alpbewohnern.
Nachdem wir mit dem Postauto vom Berisal über den
Simplonpass vorwärts und rückwärts bis zur Alten Kaserne
gefahren wurden, warteten hier bereits 3 Autos auf uns.
Diese ersparten uns den langen und steilen Aufstieg auf
die Alpjen.
In diesem kleinen Paradies oberhalb der tiefen Gondoschlucht wirkten Priskas Eltern während über 30 Jahren als Älpler. Nach der Verdankung der Chauffeure sowie einer kleinen Begrüssungsrede starteten die 11 Wandervögel den gemütlichen Aufstieg durch den lichten Lärchenwald. Der Drang nach einem Hängert war morgens noch gross, hatte man sich doch diesen Sommer noch nicht zu mancher Bergtour getroffen. Immer wieder tauchten kleine Weiler mit den typisch südländischen Steingebäuden auf.
Nach der ersten Stunde erreichten wir bereits den bündnerisch tönenden Weiler „Corwetsch“, wo wir Brigitte bei ihrem täglichen Yoga überraschten. Natürlich kannte Priska auch diese Dame und organisierte uns sogleich einen Kaffee und eine Führung durch das toll renovierte Alphaus. Die Freiluftdusche sowie die blumenverzierte Freiluft-Toilette waren nicht die einzigen Highlights dieses schönen Aussichtsplatzes. Leider hatten wir noch ein paar Stunden Laufzeit vor uns, so dass wir uns schon bald auf die Socken machen mussten in Richtung Landesgrenze.
Wie früher die Schmuggler überquerten auch wir ohne grosse Formalitäten die Grenze und erblickten gleich die erste italienische Alpe mit Namen „Valeschia“. Priska führte uns nun über einen herrlichen Panoramaweg Richtung Passo delle Possette. Dabei konnten wir das Zwischbergental sowie die Dörfer Varzo und Trasquera aus ganz neuen Perspektiven sehen. Die Fernsicht war heute phänomenal. Kurz nach 12 Uhr erreichten wir den erwähnten Pass und gönnten uns nun das erste Apéro mit einem kühlen Tärbiner Vino. Ein Adler demonstrierte uns während der Pause, wie man die Thermik optimal ausnutzen könnte. Leider hatte Thomas seinen Schirm nicht dabei, ansonsten wäre er wohl auch für ein paar „Schrauben“ gestartet.
Nachdem wir Myriam überzeugen konnten, dass der von ihr entdeckte Hase in Wirklichkeit eine Ziege war, folgte ein längerer Abstieg in Richtung San Domenico. Während diesem Abstieg freuen sich alle schon ungemein auf den darauf folgenden Wiederaufstieg über eine herrlich steile und sonnenbeheizte Strasse zur Alpe Veglia. Hier mussten wir uns den erhofften Apéro nur redlich „erschwitzen“. Nach einer engen Schlucht öffnete sich vor uns schon gleich die grosse Ebene der Alpe Veglia. Pünktlich zum „z’Abund“ trudelten wir in unserem Albergo Lepontino ein und enterten den besten Tisch auf der schönen Terrasse.
Birre, Panaché und Crodino waren nun unsere Favoriten, um den ersten Durst zu löschen. Der zweite Durst wurde dann zusammen mit Formaggio, Prosciutto und Salame bereichert. Am Fusse des Monte Leone liessen wir die Seele baumeln und liessen uns von ein paar Wespen sowie einem farbig eingekleideten und Mops unterhalten. Nur die Hundedecke war noch hässlicher als der cane selbst… Der hauseigene Übersetzer nahm schon mal die Bestellung für’s Nachtessen auf. Bald konnten wir die schönen Zimmer in Beschlag nehmen und uns eine Dusche gönnen. Während dem Cena wurden wir mit tollen italienischen Spezialitäten verwöhnt. Vor allem meine „torta ciocolata“ muss hier unbedingt erwähnt werden. Aber auch die „Mirtilli con pana“ waren nicht von schlechten Eltern. Und auch der lokale Genepi blieb von uns nicht unentdeckt. Zu Beginn der Sommersaison hatte das Albergo ganze 18 Liter gebrannt. Nach unserem Wochenende blieb nichts mehr übrig – jeder kann nun denken was er will ;-)
Am Sonntagmorgen begrüsste uns ein typischer Herbstdunst, welcher unserer Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Es stand eine lange steile Rampe vor uns. Die vorbeiziehenden Nebelschwaden bewahrten uns vor allzu warmen Sonnenstrahlen. Nach 2 Stunden Aufstieg bescherten sie uns aber ein herrliches Nebelmeer, welches wir nun während der letzten Stunde bis hinauf auf die Bortellücke bestaunen konnten. Zahlreiche Gämsen und Steinböcke kreuzten dabei unseren Weg und beobachteten uns kritisch.
Obwohl Peti und Katja vorerst noch skeptisch die steile Schlusspassage studierten, erreichten wir alle ohne Probleme die Bortellücke. Zurück in der Schweiz begrüsste uns nun ein giftiger Nordwind. Über die tiefer gelegenen Pässe schwappten schon die ersten Nebelschwaden – das schöne Wetter schien bald zu Ende zu gehen. Unser nächstes Apéro mit Tärbiner Vino (diesmal von Thomas gesponsert) gönnten wir uns während der Mittagspause bei der Militärhütte unterhalb der Bortellücke.
Der herrliche Blick zum Bortelsee sowie zum Rhonetal begleitete uns nun während dem Abstieg. Und das nächste Apéro mit Kuchen erwartete uns bereits bei der Familie Rubin in der Bortelhütte. Unsere Wanderung artete somit langsam zu einer Foodie-Tour aus. Die letzten Meter unterhalb der Bortelhütte liessen die Skitourer unter uns schon von der nächsten Wintersaison träumen. Ein herrliches Wochenende in der Grenzregion Simplon / Alpe Veglia nahm nun sein Ende und alle waren des Lobes voll. Vielen Dank an Priska für die tolle Idee und Wanderung in ihrer alten Heimat…
A una prossima occasione…