zu den Tourenberichten

Sommertourenwoche im Bernina

von Rachel Ruff

vom 18. bis 24. Juli 2004

es wahr ja eher erstaunlich wie pünktlich um 8 sich die 1. serie in zaniglas einfanden. doch der „hängert“ war schon hier gemütlich, so dass wir dann doch schon etwas spät abfuhren. wir verabschiedeten unseren tourenchef philippe, der die tourenwoche organisiert hatte, sich aber jetzt nicht von seiner arbeit losreissen konnte. nachdem nicole auch noch ihre bergschuhe geholt hatte, fuhren wir nach visp, wo rüedi, arnd und edith bereits etwas ungeduldig warteten. pontresina wir kommen, wenn halt auch etwas später.... tja, der gute kutscher in pontresina hatte keine freude an uns. waren wir doch eine halbe stunde zu spät..... richtig romantisch war die kutschenfahrt durchs rosegtal. der aufstieg zur coazhütte liefen wir flott. unterwegs stiess rita auf ein ganzes nest von vier- und fünfblättrigen kleeblättern. es gab für jeden eins – die tourenwoche schien unter einem guten stern zu stehen. in der sympathischen coazhütte wurden wir sehr gut bewirtet. jean-paul fühlte sich in der rolle des vorbeters sichtlich unwohl, doch jan kannte kein erbarmen. nach dem abendessen wurde unter anleitung von jan die erste tour auf den piz glüschaint vorbereitet. ob das wetter wohl mitmachen würde?

   

Teilnehmer:
jan schnidrig (aspirant)
damian gruber (bergführer)
nicole truffer
serge schnidrig
jean-paul imboden
rüedi zuber

thomas sarbach
rita guber
roman brantschen
sven pollinger

edith schmidt
arnd giese
rachel ruff

morgens um 5 waren wir unheimlich schnell. jan fand nicht einmal mehr die zeit, sich die zähne zu putzen, aber er fand lobende worte. nach einem kurzen aufstieg wurden schon die steigeisen montiert und in 3er und 4er seilschaften gings in sehr gemütlichem tempo über den gletscher. sven machte den anfang. das wetter war auch gar nicht so schlecht. in der fuorcla dal glüschaint wurden die steigeisen wieder im rucksack verstaut und in 2er und 3er seilschaften den grat in angriff genommen. der erste teil erforderte recht gutes Klettergeschick. aber nicole liess es sich nicht nehmen, gleich die schwierigste route zu wählen. doch da hing sie an ihrem riss, sehnte sich nach ihren kletterfinken und schaute hilfesuchend hinauf zu jan, der ihr auch promt zu hilfe eilte. nicole`s lacher während dieser amüsanten aktion war sicher am halben grat zu hören..... nach 4½ stunden erreichten wir den 3594m hohen piz glüschaint. bei einem kurzen imbiss auf dem gipfel genossen wir die aussicht. thomas bekam davon allerdings sicher nicht viel mit. seine aufmerksamkeit lag in diesem moment bei seinem frühstück, das nicht recht wusste, ob es im magen bleiben sollte..... edith`s medizinische versorgung brachte aber besserung. den abstieg bewältigten wir ohne zwischenfälle. nach 2½ stunden waren wir wieder in der coaz. es gab spaghetti zum mittagessen und danach ausgiebige siesta. vor dem abendessen wurde dann noch seilhandhabung und knöpfe geübt und nach dem essen routen auf den piz roseg diskutiert.

der zweite tourentag wurde nicht von gutem wetter begleitet. der tag begann düster und es wurde während des langen ganges über den gletscher immer unfreundlicher. der regen zwang uns die regenjacken anzuziehen und der wind blies uns ins gesicht. während des steilen aufstieges durch das couloir hielt ich meinen seilführer jan ganz schön in atem; zuerst verlohr ich ein steigeisen. jan am einen bein und arnd am anderen hantierend, wurden die eisen mit beachtlicher muskelkraft wieder befestigt. ich hätte nun meine schnürsenkel öffnen können. dann verselbständigte sich auch noch mein pickel. heroisch rettete jan ihn vor dem unvermeindlichen sturz in die tiefe. jan sei dank! oben auf dem sattel standen wir dann wie die schafe zusammen. es war jetzt so richtig unfreundlich. serge und jean-paul aber schnupften pickelhart ihre priese. wahrscheinlich wird aber der grössere teil dem wind zum opfer gefallen sein... jan konnte uns nicht mehr dazu bewegen weiter richtung gipfel zu gehen. so machten wir uns an den abstieg. nach einem kurzen marsch waren wir bei der abseilstelle. 6 seillängen abseilen bei einer gruppe von 11 leuten;. das braucht zeit. das warten bei diesem sauwetter war nicht gerade gemütlich. doch alles klappte bestens und wir nahmen den letzten teil über den gletscher in angriff. nach 8½ stunden erreichten wir die Tschierva-hütte. jeder freute sich über trockene kleider und die feinen gnocci. nur arnd mit seiner nussenallergie hatte etwas pech. am späten nachmittag stiessen unser zweiter bergführer damian und roman zu uns. „ist das wetter wohl gut für unseren morgigen höhepunkt, den pitz bernina?“ fragten sich unsere bergführer. sie entschlossen morgens um 3 uhr zu entscheiden. falls das wetter nicht gut ist, würden sie uns erst um 5 uhr für den piz morteratsch wecken.

das wetter überzeugte nicht. so nahmen wir an diesem 3. tourentag den 3751m hohen piz morteratsch in angriff. es wurde eine schöne tour bei recht gutem wetter. nach 3 stunden aufstieg hatten wir oben auf dem gipfel einen tollen blick auf den piz bernina mit seinem bianco grat. die entscheidung war aber sicher richtig gewesen. der gipfel lag im nebel. nach 1½ stunden abstieg waren wir wieder in der tschierva. nach der üppigen polenta-pizza verbrachten wir den nachmittag mit schlafen, jassen, in der sonne liegen, kleider waschen...... es gab sogar eine dusche. für 5 franken konnte man sich 2 minuten mir warmen wasser berieseln lassen – was für ein luxus!

der 4. tourentag – unser höhepunkt. jan hatte das ziel, dass wir die ersten am grat sind. morgens um 3 beim frühstück sah es nicht danach aus. es herrschte schon reger verkehr und eine gruppe war schon unterwegs. doch der „bernina-express“ fand den richtigen weg nicht auf anhieb. so waren wir dann doch die ersten am grat. das klettern während des sonnenaufganges war atemberaubend schön. die letzte seilschaft mit damian, rita und roman musste allerdings über eine stunde warten, bis sie den grat in angriff nehmen konnten. der mittlere teil, der klassische bianco grat präsentierte sich uns bei besten verhältnissen. einzig ein mittelstück war recht eisig und erforderte unsere volle konzentration. was für ein tag: strahlend blauer himmel und kaum wind. man hatte schlichtweg das gefühl in den himmel zu steigen. auf dem letzten teil hiess es dann wieder klettern. eindrücklich wie steil der grat auf beiden seiten abfiel. ich dachte einige male: „gut konnte ich mir gestern nicht ausmalen, was mich heute erwartet, sonst wäre ich heute vielleicht nicht hier.“ doch ich fühlte mich bei jan am seil sehr sicher. nach 6 ½ stunden erreichten wir glücklich den 4048m hohen gipfel. auch alle anderen fanden sich begeistert ein. gipfelkuss, gipfelschnupf, gipfeltrunk (absinth), gipfelfoto – das volle programm eben. auf meine rutschpartie beim abstieg will ich jetzt hier nicht länger eingehen. (einigen stockte anscheinend der atem) aber alles ging gut, und so erreichten wir nach 1 ½ stunden die hütte marco e rosa. begeisterung ob dieser hütte brach sicher keine aus. der gestank war beachtlich, der arme arnd bekam wieder nüsse serviert, und die notbetten in der alten hütte strotzten nicht gerade vor sauberkeit. aber glücklich wer ein lager ergattern konnte. wie einige andere auch, schlief edith auf dem boden. auf ihrem platz neben der türe staunte sie nicht schlecht, wieviele male männer in der nacht aufstehen, um die blase zu entleeren. wie die meiste fand edith kaum schlaf.  

   

der letzte touren-tag; der piz palü über die bellavista; rüedi legte ein beachtliches tempo vor., nicht zuletzt weil das wetter nicht so überzeugend aussah. jean-paul liess es sich nicht nehmen, unterwegs einem mürrisch dreinblickenden berggänger seine frage der woche zu stellen: „hey gfallt`s der no?“ das gesicht blieb mürrisch. bergsteigen muss eine tortur sein, wenn man sich nicht an den wunderbaren naturschönheiten freuen kann. auf dem gipfel des 3901m hohen piz palü, den wir nach 2 ½ stunden erreichten, zeigte sich uns ein zauberhaftes lichtspiel. die gletscherspalten, die wir während des abstiegs sahen, waren auch sehr imposant. für den weg in die diavolezza hütte brauchten wir 2 stunden. roman und thomas verabschiedeten sich schon bald und machten sich auf den heimweg. nach einer dusche freuten sich alle auf einen gemütlichen abend. die diavolezza hatte sogar noch etwas kulturelles zu bieten. der stumm-film „die weisse hölle am palü“ wurde draussen auf einer grossen leinwand gezeigt. im hintergrund der reale palü, am himmel die sterne – es war ein spezielles erlebnis. der weitere abend nahm feucht-fröhlich seinen lauf. verschiedene anekdoten der woche wurden zitiert. edith und arnd gaben ihr walliserdeutsch zum besten., es wurde getrunken und gelacht und am schluss sogar noch getanzt – so eine woche muss doch gefeiert sein!

am letzten tag stand nur noch heimfahren und gemütliches beisammensein auf dem programm. (das klettern fiel dem regen zum opfer) kaffee und leckerer kuchen in pontresina, unterwegs dann noch ein stop für ein gemeinsames mittagessen. alle waren wir uns einig; es war eine tolle tourenwoche. vielen dank allen! speziellen dank vorallem unseren bergführern jan schnidrig und damian gruber. sie haben hervorragende arbeit geleistet. auch unserem tourenchef philippe chanton und unserer finanzchefin nicole truffer sei gedankt. aber auch alle anderen haben auf ihre art und weise zum gelingen dieser woche beigetragen. es war spitze!  

 

Merci den Fotografen Serge,
Jean-Paul, Rüedi, Thomas & Arnd