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Gestatten, mein Name ist K2. Ich bin 1 Meter 74 gross, rot / weiss
lackiert und bin der Tourenski von Philippe. Nachdem Philippe nach
mehrfachem Aufruf keinen Freiwilligen für diesen Tourenbericht finden
konnte, bin ich nun das Opfer dieser Aufgabe geworden. Wie so oft wurde
ich am Sonntag morgen verpackt in einem Skisack in den Kofferraum eines
Autos gesteckt. Es ist schon frustrierend so im Duckeln transportiert zu
werden, ohne zu wissen wo ich anschliessend in den Einsatz gelange.
Diesmal war es aber so früh am Morgen, so dass auch die Autofahrer in
der Dunkelheit nicht viel mehr sahen.
Meine Freiheit erlangte ich wieder vor dem Hospiz auf dem Simplonpass.
Was um Himmels Willen wollen die 12 SACler heute morgen bei Nieselregen
und Nebel hier oben machen? Harscheisen wurden noch gesucht, Stirnlampen
montiert und mir wurde ein warmes Fell angezogen. Nach Philippes Ansage
Richtung Monte Leone und dass wir heute etwas schneller laufen würden,
sah ich einige bleiche Gesichter. Auf die Frage was das denn heisse,
wurde lediglich auf die Seniorentour vor Wochenfrist verwiesen. Da
wussten wohl alle was es geschlagen hatte – nämlich viertel vor 6 ;-)
Heute durfte ich einmal an der Spitze der Gruppe laufen und alle anderen
Skikollegen Dynafit, K2, AK, Atomic und wie sie allen hiessen, folgten mir
brav. Schon bald erblickten wir den Panetone am Fusse des Hübschhorns,
die erste Pause war fällig. In der folgenden Steilhangpassage musste ich
viel Kanteneinsatz zeigen, um nicht frühzeitig wieder auf der
Simplonstrasse zu landen. Tourenorganisator Serge hatte vorher bereits
eine Rekognoszierung vorgenommen und grünes Licht für eine
harscheisenfreie Passage gegeben.
Eine Menge Arbeit erwartete mich heute morgen – anstelle von einem
gemütlichen Nachlaufen in einer gemachten Spur, musste ich immer wieder
die Ideallinie suchen und ab und zu in den Boden stampfen um meinen
Nachfolgern einen angenehmen Aufstieg zu ermöglichen. Ein paar Mal kamen
mir die Steine doch recht nahe an die Kanten. Das Wetter hatte sich
inzwischen aufgehellt, die Stirnlampen waren verschwunden und ein paar
blaue Flecken zeigten sich am Himmel. Ich war erstaunt wie gut alle
Teilnehmer meinem heute erhöhten Tempo folgen konnten – die morgendliche
Ansage von Philippe hatte die Wirkung anscheinend nicht verfehlt.
Auf dem Hohmattupass durften wir nochmals eine kleinere Pause einlegen.
Mein Blick ging nun Richtung Breithornsattel, beim welchem sich nichts
Gutes anbahnte – der Nebel war wieder im Anzug. Ab sofort war Neuspuren
angesagt, denn der Neuschnee und der Wind hatten die zahlreichen Spuren
zum Verschwinden gebracht. Heute hätte ich mir ein integriertes GPS
gewünscht, aber mein Steuermann Philippe hatte die Lage jederzeit unter
Kontrolle. Der Hang wurde steiler, der Nebel immer dichter und der
Gipfelwunsch immer kleiner.
Vom Monte Leone war nun nichts mehr zu sehen. In dieser Suppe konnte ich
fast meine eigenen Skikanten nicht mehr erblicken. Bald wurde das
Gelände wieder flacher und die Höhenmeter zeigten den Breithornsattel
an. Ohne Höhenmeter hätten wir diesen heute wohl nicht erkannt. Nun
erfolgte der für mich als Ski jeweils schlimmste Moment einer Skitour –
mir wurde das Fell abgerissen! Ganz nackt wurde ich wieder in den Schnee
geschmissen – der war so kalt, dass es mir sogleich meine Stopper zu
Berge stellte. Bei der Abfahrt durfte ich nun den Schluss der Gruppe
übernehmen. Serge fuhr mit seinem Natel-GPS vorneweg und wir fanden bald
wieder nebelfreie Zonen.
Die Stimmung der Teilnehmer war nach dem missglückten Gipfelsturm
doch etwas gedrückt. Die Schneeverhältnisse waren nur teilweise gut –
ich fürchtete mich vor allem vor knapp bedeckten Steinen. Aber ich hatte
Glück und konnte mit unbeschädigtem Belag wieder beim Hospiz abschwingen.
Nun musste ich wieder zurück in den dunklen Skisack, währenddem sich die
Teilnehmer im Hospiz an einer Runde Genepi erfreuten. Das ist schon
unfair – zuerst erreiche ich keinen Gipfel und dann laden die mich nicht
einmal zum Apéro ein! Naja, das ist das Los eines Tourenskis – dass ich
aber neben Skitouren auch noch Tourenrapporte schreiben muss, soll doch
eine Ausnahme bleiben.
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Teilnehmer:
Serge Schnidrig
Elsbeth Imboden
Fabian Imboden
Beat Schnidrig
Susanne Schrackmann
Odilo Brigger
Damian Gitz
Franz Andereggen
Katja Aufdenblatten
Peter Werro
Philippe Chanton
David va Steffisburg
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