Tour im Val d’Hérens oder der Run auf die Berge (18.3.2012)
Abseits der Piste die Ruhe der Bergwelt geniessen und sich erholen....
...nicht so in Arolla, dem Mekka der Patrouille de Glacier Pilger. In vielen kleinen und grossen Formationen drängelten, rannten und hasteten sie zum Col de Riedmatten und zum Pas de Chèvres. Wo man sonst Skifahrer die Pisten runtersausen und am Lift Schlange stehen sieht, wedelten Patrouillepilger die Pisten hoch. In dieser verkehrten Welt durfte natürlich der SAC Zaniglas nicht fehlen, von denen 8 Mitglieder sich am Samstag dem 17. März 2012 ebenfalls in diesen Strom einreihte und sich anschickten wacker bei Wind und Wetter die obligaten 1800 Höhenmeter zu erklimmen.
Nach getanem Training folgten wir dem Wegweiser Richtung Arolla Centre oder „Arolla City“ wie Thomas treffend übersetzte und gönnten uns Mahl mit den Anstrengungen angepassten Rationen. Am Abend wurden wir von der Wirtin der kleinen individuell ausgestatteten Pension Lac bleu in La Gouille aufs herzlichste begrüsst und nach einem kurzen Power Nap grosszügig mit Raclettes bewirtet. Philippe Chanton erklärte uns bei einer Flasche Johannisberg die Details der morgigen Tour, die uns mit 1500 Höhenmeter und auf den Mont de l'Etoile führte. Wir hätten noch lange bei gutem Wein und Kaffee philosophiert, wenn nicht die Wirtin, sehr auf unser Wohlergehen bedacht, uns um 22. Uhr die nächtliche Bettruhe verordnet hätte. Da half auch jeder Einwand von wegen Nachmittagsschlaf nichts. Die Lady blieb eisern....
Als am nächsten Morgen gegen 05.00 das alte Haus unter Quietschen, Knarren, Stöhnen und Ächzen erwachte, erkannten wir den Grund der frühen Bettruhe. Dafür erwartete uns ein liebevoll gemachtes Frühstück mit belgischer und italienischer Nutella. Auch Georg und Adrian waren inzwischen eingetrudelt und brachten das gute Wetter aus Zaniglas mit. So starteten wir fast planmässig um 6.30 und erklommen in flottem Tempo die ersten 1'000 Höhenmeter, Richtung Cabane des Aiguilles Rouges. Unterwegs trafen wir des öftern auf einige PDG Pilger, die ohne Harscheisen und nur dürftig bekleidet, an uns vorbeihaspelten.
Philippe führte die Truppe mit viel Enthusiasmus und Freude, erklärte die Umgebung und beobachtete dabei argwöhnisch die dunklen Wolken, welche sich rechts von uns in Arolla türmten. Das Wetter blieb uns hold und wir erreichten die letzten Höhenmeter der Schulter zum Mont de l'Etoile die von uns nochmals den Einsatz aller Technik und Kräfte erforderte. Der von Wind durchfurchte und leicht vereiste Hang trotzte unseren Harscheisen und machte aus jeder Spitzkehre ein kleines Abenteuer, zumindest für einen inzwischen zum Flachländer mutierten Berggänger wie mich. Aber wie schon Edmund Hillary sagte: „Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich.“. Auf dem Gipfel rissen die Nebelschwaden, die inzwischen bedrohlich nahe kamen, nochmals auf und wir wurden mit einer herrlicher Weitsicht über die angrenzenden Täler belohnt. Erst jetzt sahen wir all die vielen Tourengänger die wie Ameisen auf allen Routen hochkrabbelten.
Die Abfahrt war insbesondere im oberen Teil eine Herausforderung für Muskeln und Gleichgewicht. Einige Lagen tiefer konnten wir wieder durch Sulzschnee runter zum Lac Bleu surfen. Der Vorschlag von Philippe einen Waterslide Contest auf dem See zu veranstalten, wurde aber einstimmig verworfen.
Zum Abschlusstrunk konnten wir uns sogar in Evolène auf einer Terrasse in der Sonne räkeln. Da der Tourenleiter absolut keine weltliche Entschädigung für seinen Einsatz wollte, investierten wir dies bündig in ein delikates Apéroplättli.
Vielen Dank an Philippe für die Organisation, und wir freuen uns auch im 2013 wieder eine Ecke des Unterwallis zu erkunden.
Zum Schluss noch ein paar Erläuterungen und Wissenswertes:
Arolla = leicht
zu finden, der Strasse folgen und Abzweigung „Arolla
City“ nehmen
Skilifte = überflüssiger Luxus, da eh alle
hochlaufen
Trockenfleisch = Härtetest für Vegetarier
und andere Abstinenzler
Guylian = besser als Nutella
Apéroplättli = Fleischplatte 1m auf 30 cm