Sommertourenwoche im Val Bedretto (12.-15. Juli 2012)
Schon die Gruppe, die sich für die Sommertourenwoche angemeldet hat, versprach viel Spass und Unterhaltung. So war es dann auch. Unter der Führung von Angelo und Jean-Paul sowie der ebenso kompetenten Hilfsführung von Denis haben wir am Donnerstag in All’Acqua unsere Tourenwoche im Val Bedretto gestartet. Unsere Unterkunft für die nächsten Tage war die Capanna Piansecco, die wir schnellstens in Capanna Prosecco umgetauft haben. In der Hütte wurden wir mit einem herrlichen Teller Pasta empfangen, eben alla Italianità, damit wir bei guten Kräften unsere ersten Klimmzüge in den Felsen machen konnten.
Am Mittagstisch
wurden noch die Aufgaben verteilt, Serge wird als
Sekretär dienen, Heinz wird die Pickel schleifen und
Beat die Gräppini wetzen. Denis bietet an, die LVS
Kontrolle zu machen. Wir alle beschliessen, dass Elsbeth
unsere gute Seele ist, sozusagen die dargebotene Hand,
Fabian schaut, dass geschaut wird und Dorothée, wie kann
es anders sein, wird zum Berichte schreiben verdonnert.
Die zwei Führer sind die unangefochtenen Chefs und
Sprücheklopfer, wobei ihnen Serge dabei in nichts
nachstand.
Im unteren Klettergarten haben wir dann auch unser Können mit festen Bergschuhen und mit Kletterfinken unter Beweis gestellt. Den ganzen Nachmittag haben wir fleissig geklettert und uns zwischendurch über Friends, Keile und Grübler schlau gemacht und gelernt, wie man einen Stand einrichtet.
Am ersten Abend sind wir noch alle brav bei Zeiten schlafen gegangen, was sich dann auch gelohnt hat. Denn die geplante Tour sollte uns allen einiges abverlangen. In vier Seilschaften eingeteilt haben wir dann den Secondo Torre di Cassina Baggio in Angriff genommen. Denis, Beat, Serge und Fabian haben sich den Leckerbissen der Route Inrika (bis 6a) ausgesucht, Jean-Paul mit Elsbeth und Heinz sind die Route Francesca (5c zT 6a) geklettert , wo sie dann weiter oben auf der Route (Regina 5c) auf Angelo und mich gestossen sind. So hatten alle etwas zu beissen. Die Routen waren alle sehr schön zu erklettern, nicht leicht, immer etwas fordernd, aber herrlich, wenn man es geschafft hat. Als Stärkung gab’s für mich sogar zwischendurch einen Schluck Genepi, denn der Wind Pfiff uns stark um die Ohren, war unsere Route ziemlich ausgesetzt. Angelo muss es besonders gut gefallen haben, denn er hat immer wieder „oh Du lieber Augustin“ gesungen!
Am Gipfel mussten wir noch einen kurzen Grat überklettern. Dann hat Angelo plötzlich zum Schlussspurt angesetzt und mich aufgefordert, die nächsten zwei Minuten sehr schnell vorwärts zu gehen. Ich bin geklettert wie eine Wilde, wie wenn es um Leben oder Tod geht – er wusste natürlich, dass wir gleich den Gipfel erreichen würden. Ja das kann man halt mit einem Grüezi machen!
Gestärkt und ausgeruht kraxelten wir kurz vom Gipfel ab und durften uns über ein Schneefeld abseilen, was allen grossen Spass machte und uns einige Höhenmeter in den Beinen ersparte.
Dieses tolle Erlebnis mussten wir natürlich feiern, was in der Prosecco Hütte auch kein Problem war. Wir waren bis am Samstag über Nacht die einzigen Gäste und die Hüttenwartin Enrica hatte Freude, so aufgestellte und etwas "gestörte"; Gäste zu haben. Da merkt man halt schon den südländischen Einfluss. Zuletzt hat sie dann sogar noch eine Flasche Genepi aus dem Fundus gekramt.
Die Wetterprognosen für unseren dritten Tourentag waren etwas unsicher. So entschieden wir uns für ein spätes Frühstück. Es regnete dann auch noch etwas als wir aufwachten und so war dann auch Theorie angesagt. Materialkunde, improvisierte Klettergurte und der Flaschenzug wurden eingehend studiert. So verging der Vormittag relativ schnell und mit einer Portion Pasta im Bauch machten wir uns am frühen Nachmittag auf, die Felsplatten am Fusse des Torre di Cassina Baggio zu erklettern. Dies war mit den Kletterfinken kein Problem, mit den schweren Schuhen jedoch eine Herausforderung. Alle unterstützten sich gegenseitig mit motivierenden Zurufen, so wurde das ein sehr gemütlicher Nachmittag, wo wir abermals viel profitieren konnten.
Trotzdem dass
das Wetter nicht immer ideal war, hatten wir tolle,
amüsante und lehrreiche Tourentage und wem es nicht
gefallen hat, der soll ein Sugus nehmen und gehen!