zurück zu den Tourenberichten JO-SAC St. Niklaus - Gran Paradiso

Paradiesischer Saisonabschluss (Gran Paradiso, 9./10. Mai 2015)

Wenn zu Hause die Blumen blühen, die Schafe weiden und das Thermometer über 25 Grad steigt, dann ist klar: Der Winter ist definitiv vorbei. Dass man dann noch 9 Teilnehmer für eine Skitour motivieren kann, ist bei der JO-SAC Zaniglas doch eher eine Seltenheit. Jean-Paul traute der ganzen Sache auch nicht so recht und lancierte am Donnerstag kurzerhand noch ein Alternativprogramm mit Klettern im Tessin. Damit fand er jedoch keinen grossen Anklang. Hatte das mit den tollen Wetterprognosen zu tun oder mit der Tatsache, dass von den eingeschriebenen Teilnehmern noch niemand auf dem Gran Paradiso stand?

Frohen Mutes fuhren wir also mit unseren 3 Autos durch den Tunnel des Grossen St. Bernhard ins nahe Aostatal. Die grünen Matten und sehr kleinen Schneeflecken an den Bergwänden liessen uns einen langen Fussmarsch zur Hütte befürchten. Dank Navigationsgeräten fanden wir den grossen Parkplatz bei Pont auf Anhieb. Wir fanden sogar noch ein offenes Ristorante um unsere Energiespeicher mit Pasta aufzufüllen. Philippe gönnte sich auch eine Torta Giocolata und erntete dafür einige neidische Blicke….dabei hätte es noch ein paar Stücke gehabt…

Bepackt wie Sherpas schleppten wir das ganze Material anschliessend über den herrlich gepflegten Hüttenweg den steilen Hang hinauf. Eine Kurve reihte sich an die andere und die Schultern schmerzten unter der ungewohnt grossen Last. Wie Turnschuhtouristen schlängelten wir uns neben den Schneeresten hindurch. Auf den letzten Metern vor der Hütte mussten wir trotzdem einige Schneefelder überqueren und sanken dabei mehrmals tief ein….auch solche, welche sich vorher keine Torta Giocalata gegönnt hatten ;-)

Das Rifugio Vittorio Emanuele II war gut besucht; wohl ausgebucht. Wie üblich in italienischen Hütten befanden sich ein paar lustige Zeitgenossen unter den Gästen (1818 lässt grüssen). Die Platzverhältnisse in unseren beiden Zimmern waren dabei spartanisch. Dass sich Adi in seinem Bett auf der dritten Ebene die Knie an der Decke anschlug, war nur der Anfang. Wäre eine Dole durch das Fenster ins Zimmer geflogen, hätte diese rückwärts wieder rausfliegen müssen, da sie zum Wenden keinen Platz gefunden hätte. Das Bier mit Lemon Soda entschädigte uns dafür jedoch bestens.

Das Frühstück wurde uns auf 5 Uhr angekündigt. Doch bereits über 1 Stunde davor war rund um die Hütte Hochbetrieb. Dass die Italiener gerne miteinander reden und sie sich um die Zeiten foutieren, wurde uns dabei wieder einmal bestens demonstriert. Um 5 Uhr befanden wir uns somit relativ alleine am Frühstückstisch und konnten uns anschliessend ruhig für den Gipfelsturm bereit machen. Die Wetterprognosen stimmten für einmal und wir freuten uns auf einen herrlichen Tag.

Jean-Paul schlug ein gutes Tempo an und wir kamen auf der harten Unterlage zügig voran. Bei der ersten richtig steilen Stelle montierten wir uns vorsichtshalber die Harscheisen, was sicher eine gute Entscheidung war. Serge musste sich mit seinen, von allem Schnickschnack befreiten Leichtskiern ohne Harscheisen hochmanövrieren. Doch auch er schaffte dies ohne Probleme. Vor uns erspähten wir bald einmal eine lange Karavane von Fussgängern – wahrscheinlich unsere Krachbrüder vom frühen Morgen. Ein einsamer Gipfelbesuch war heute wohl nicht auf dem Programm.

Auf den letzten Gipfelmetern herrschte tatsächlich Hochbetrieb – das gehört an diesem Berg wohl zum Standard. Ausgerüstet mit Steigeisen und Seil schlängelten wir uns um die zahlreichen bunten Bergsteiger um uns auf dem Gipfel mit der weissen Madonna zum Gruppenfoto aufzustellen. Der Rundblick war paradiesisch und viele uns unbekannte Gipfel konnten wir bestaunen. Viel Platz gab es hier aber nicht und weitere Bergsteiger drängten auf den Gipfel. Bei den Kreuzungsmanövern ging es zu wie am Matterhorn und man musste aufpassen, dass man die eigenen Leute zwischen den Fremden nicht aus den Augen verlor.

Im Gegensatz zu den vielen Fusstouristen konnten wir uns nun auf die schöne Abfahrt freuen. Einige herrliche Hänge luden uns zu schönen Schwüngen ein – der Schnee war jedoch pickelhart. Je tiefer wir kamen, desto weicher wurde der Schnee, so dass wir auch noch ein paar Sulzschwünge geniessen konnten. Zurück auf der Hütte gönnten wir uns ein paar Bierchen mit Lemon Soda bevor wir die letzten Schwünge der Saison in herrlichem Sulz in Angriff nahmen. Jean-Paul hatte am Vortag die Schneesituation gut studiert und fand uns die optimalen Schneepassagen so weit hinunter wie möglich. Andere Gruppen hatten da sichtlich mehr Mühe die richtigen Passagen zu finden.

Bei warmen Temperaturen buckelten wir nun das gesamte Material wieder hinunter nach Pont zu unseren Autos. Hier endete für die meisten von uns die Skitourensaison 2015. Ein wahrlich paradiesischer Abschluss. Auf der Fahrt zurück nach Aosta konnten wir noch ein paar herrliche Steinböcke und Gämsen von nächster Nähe beobachten. Nicht nur die Jäger in unserer Gruppe erfreuten sich an den herrlichen Exemplaren. Diesen Nationalpark sollten wir uns merken – eine Rückkehr lohnt sich auf jeden Fall.

Jean-Paul hatte nun die Aufgabe gefasst uns eine Pizzeria in Aosta zu finden. Nach einigen Umwegen fanden wir tatsächlich ein Ristorante, welches gerne unsere Bestellungen aufnahm. Der sehr zuvorkommende Kellner erfüllte uns alle Wünsche und wir konnten die herrliche Skitour am Paradiso gemütlich ausklingen lassen. Für sagenhaft wenige 120 Euros assen wir 9 nicht nur Salat und Pizza sondern gönnten uns auch noch Gelatos sowie Cafès.

Ein grosses Merci an Jean-Paul, dass er sich von der Klettervariante umstimmen liess; aber auch an alle Teilnehmer. Wir waren eine super homogene Gruppe, mit toller Stimmung und guter Kondition. Die lange Reise zu unseren italienischen Nachbarn hat sich sehr gelohnt und wir alle können einen weiteren 4000er zu unserem Palmares hinzufügen…