Skitourentage Tour du Ciel - Variante (10. bis 14.04.2013)
Die Wetterprognosen für die nächsten Tage waren je nachdem, wo man sich erkundigt hat, etwas anders. Optimistisch starteten wir um 10.15 h in Zermatt am Bahnhof zu unseren alljährlichen Tourentagen. Jean-Paul heisst uns mit Schoggi-Ostereiern willkommen. Angelo ist ungewohnt ruhig.
Mit der Gondelbahn fahren wir
Richtung Schwarzsee, direkt in den Nebel. Aber
gottseidank entpuppte sich das nur als schmales
Nebelband. Oberhalb und unterhalb Schwarzsee war es
nebelfrei und wir sollten die Sonne schon bald von Ihrer
harten Seite erleben. Nachdem uns Angelo wieder die „Ämtli“
verteilt hat, fahren wir auf der Piste rasant Richtung
Stafel. Beim Ausgleichsbecken ziehen wir uns dann
sämtliche Kleider ab, die nicht unbedingt nötig sind,
und nehmen den schweisstreibenden Aufstieg zur
Schönbielhütte in Angriff. Es ist ein schöner Einlauftag.
Die ganze Gruppe nimmt es extrem gemütlich und Elsbeth,
die noch halb im Berufsalltag steckt, findet, es sei ja
kein Vorankommen mit dieser Gruppe! Wir reissen uns
zusammen und nehmen den letzten Hüttenanstieg in flottem
Tempo in Angriff und geniessen den Blick auf‘s Horu und
die Dent d’Hérens mit den umliegenden Gipfeln.
In der Schönbielhütte treffen wir auf unser Mitglied Barbara Lengen, welche den Laden hier ganz alleine schmiss. Zuerst löschten wir den Durst und genehmigten uns dann eine warme Suppe. Heinz hatte offensichtlich beschlossen, dass er am nächsten Tag nicht so viel Gepäck weiter schleppen will, so kamen wir in den Genuss von feinstem Trockenfleisch und Käse.
Im Laufe des Abends wird fleissig über die nächsten Tage und das Wetter diskutiert. Heinz und Petschi waren nicht mehr von der Bar weg zu bringen. Nur Angelo wurde noch ruhiger, ihm gefiel es offensichtlich nicht in unserer Gruppe, was er uns dann auch am nächsten Morgen bestätigte. Es würde ihm nichts mehr sagen, mit uns weiter zu gehen. Nein, Spass beiseite, Angelo hat’s mit einer Bronchitis total erwischt und er musste leider die Tour abbrechen. Er wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass wir ihm schon bald wie die Schafe nach Zermatt folgen werden.
Über Nacht hatte es etwas geschneit und schon morgens in der Früh war es ungewöhnlich warm. Wir zogen deshalb schon bei den Gletschermoränen wieder unsere überflüssigen Kleider aus. Ein steiler, aber wunderschöner Aufstieg führte uns rechts um den Gemsspitz entlang vom Schönbielhorn hinauf Richtung Col Durand. Etwa auf halbem Weg sahen wir gewaltige Gletscherabbrüche mit Eiszapfen dekoriert. Als wir dann links an diesen Eisabbrüchen vorbeigehen wollen, wurden wir zur Umkehr gezwungen, weil es „lowigs“ war.
So kamen wir anstelle einer Hüttenmalzeit auf der Mountet Hütte zu einem feinen Mittagessen im Molino in Zermatt. Bis zur Umkehr hatten wir ja doch schon fast 700 Höhenmeter geleistet, so dass wir auch schon wieder hungrig waren.
Da die Wetterprognosen für Freitag alles andere als gut waren, haben wir uns für einen Pausentag entschieden. Die einen haben das wirklich zum Ausruhen genutzt und die anderen haben eine kleine wunderschöne Wanderung zum Medji von Emmy und Beat Schnidrig gemacht und so einen wunderbaren Tag bei Hirschbraten, Wein und Schoggichüeche verbracht. Das Wetter im Tal war nicht mal so schlimm, aber wir sahen, dass die hohen Gipfel den ganzen Tag nicht richtig aus den Wolken kamen. Die einzig richtige Entscheidung also, dass wir am Donnerstag umgekehrt sind (gell Heinz än Gipful umgidreht).
Für den Samstag und Sonntag hat uns dann Jean-Paul die Deluxe Variante der Tour de Ciel präsentiert. Wir sind frühmorgens um 3.15 h vom Depot Zaniglas zum Simplon Pass gestartet. Noch im Schein der Stirnlampen steigen wir Richtung Monte Leone auf. Heute soll es endlich klappen, dass der SAC Zaniglas die schon öfters geplante Tour zum Monte Leone schaffen sollte. Begleitet werden wir von Andreas Oggier, einem Bergführer Aspiranten aus Brig-Glis und seinem Kollegen Pascal. Der Aufstieg ist lang und die Temperaturen sind im Gegensatz zu Mitte Woche kalt. Es blies ein bissiger Wind. Auch wenn ein erfahrener Tourengänger sich an die Kälte gewöhnen sollte, so haben wir doch bis fast zu unserem Gipfelziel gefroren. Vor dem Breithornjoch wurde der Wind so stark, dass wir zeitweise fast weggeblasen wurden. Jean-Paul musste seine Schafe immer wieder aufmuntern. Wir haben brav geblöckt und mit den Harscheisen geklingelt, so dass wir trotz unfreundlicher Kälte in guter Laune weiter gestiegen sind. Eine kurze Abfahrt und dann nochmals ein Gegenanstieg und wir erreichten das Skidepot vor dem finalen Gipfelgrat, wo wir die Skier gegen die Steigeisen austauschten. Kaum auf dem Grat, wärmte uns dann auch die Sonne und der lange Aufstieg wurde durch das Kraxeln im Fels etwas aufgelockert. Die Rundsicht vom Gipfel war phänomenal. Wir machten kurz ein Photo, denn der Wind liess nicht locker und stiegen dann wieder ab zu unserem Skidepot, wo wir uns eine ausgiebige Rast im Windschatten des Monte Leone gönnten. Da schien nun mittlerweile auch die Sonne.
Gestärkt müssen wir halt wieder mit den Fellen zurück auf das Breithornjoch steigen, was mit Gegenwind nochmals etwas Überwindung kostete. Alle waren froh, nun endlich die Felle zu versorgen, nur Elsbeth und Serge hatten noch nicht genug Höhenmeter in den Beinen und nehmen zusammen mit Andreas kurz den Breithorngipfel in Angriff, während wir anderen uns für die Abfahrt bereit machen. Diesmal übernimmt Fabian die Führung der Gruppe. Eine unglaublich tolle und lange Abfahrt. Verhältnisse wie sie offensichtlich hier nur selten vorkommen, haben wir uns sagen lassen. Ja, wir sind ja auch nicht irgendwer. Und so kurven wir die schönen Hänge hinunter, die wir noch am morgen aufgestiegen sind.
Eine wunderschöne Tour, für die sich die Mühe (6 Stunden Aufstieg) alleweil lohnt – fast 1700 Höhenmeter. Im Simplon Hospiz wird dann zuerst mit Genepi auf die Tour angestossen und anschliessend gibt es Kaffee und Kuchen in der Bäckerei Arnold in Simplon-Dorf.
Jean-Paul hat uns Zimmer in zwei Hotels reserviert, wo wir uns mal kurz ausruhten, bevor wir wieder durchstarteten. Nach einem schmackhaften Nachtessen und feinem Wein gehen die einen schlafen und die anderen ziehen noch um die Häuser. Simplon-Dorf ist ja nicht wirklich gross, aber unsere Jungs haben tatsächlich eine Bar gefunden, in der sie bis in die frühen Morgenstunden feiern konnten.
Am Sonntag ging
es dann nicht so früh los - für die einen schon! Wir
treffen uns mit Philippe und Priska um
kurz nach 6.00 Uhr in
Engiloch, wo schon zwei andere Gruppen aufbrechen. Diese
überholen wir aber bereits beim ersten „Steilhang“, weil
diese da zuerst die Spitzkehren üben mussten. Wir
schafften es ohne!! Unser Ziel heute ist das Schilthorn.
Immer das Böshorn vor Augen steigen wir in gutem Tempo
auf. Einmal machten wir kurz Pause. Von weitem sehen wir
schon, wo unser finales Ziel ist, denn die Sonne scheint
juste über den Pass, von wo es nur noch eine kurze
Querung zum Gipfel ist. Wiederum ein fantastisches
Panorama auf die umliegenden Gipfel und die Rückseite
des Fletschhorns mit seinen gewaltigen Eis-Abbrüchen -
zum Greifen nach.